23. August 2021

Altersarmut und Wohnen

Balancekunst auf Hochhaus

Die Kluft wird größer: Während in den letzten Jahren Inflation, Lebensmittelpreise und vor allem die Berliner Mieten stark gestiegen sind, wurden Renten nicht in einem ähnlichen Ausmaß angehoben. In Deutschland geben zwei Drittel der älteren Haushalte mindestens 30 % ihres Einkommens für Wohnkosten aus. Ältere Bevölkerungsgruppen sind daher in besonders starkem Ausmaß von Armut und der daraus resultierenden Verdrängung aus ihren Berliner Wohnungen betroffen. 

Ein Leben lang gearbeitet, um sich dann die Miete nicht mehr leisten zu können?

Der Umgang mit älteren Menschen in Deutschland ist ein Skandal. Das verdeutlicht unter anderem die Tatsache, dass jede*r zweite Wohngeldemfänger*in über 65 Jahre alt ist.

Auch gibt es große Unterschiede zwischen den Geschlechtern, denn laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung erhielten in den alten Bundesländern männliche Rentner Ende 2020 durchschnittlich 1.182 Euro, während Rentnerinnen lediglich eine durchschnittliche Rente von 774 Euro erhielten. Doch auch für Menschen, die noch keine Rente beziehen, sind die Aussichten alles andere als rosig. Wer heute angestellt ist und ein gar nicht mal so schlechtes Einkommen hat, kann bei der derzeitigen Rentenentwicklung im Jahr 2030 gerade einmal 43,5 Prozent des Durchschnittslohns der gesamten Lebensarbeitszeit erwarten. Konkret heißt das: es gibt nicht viel zu erwarten.

Dennoch haben viele Menschen den Wunsch, auch im Alter in den ihnen vertrauten Nachbarschaften wohnen zu bleiben, ihre Enkelkinder bei sich willkommen zu heißen und nicht jeden Cent zwei Mal umdrehen zu müssen. Die aktuelle Wohnungspolitik macht das jedoch immer unwahrscheinlicher. Eine erzwungene Veränderung des Lebensmittelpunktes verstärkt zudem die allgemeine Tendenz zur Vereinsamung älterer Personen.

Ausziehen wollen, aber nicht ausziehen können

Ein anderes Problem dürfte ebenso vielen Menschen bekannt sein: Die Kinder sind aus dem Haus und man möchte mit der Partnerin oder dem Partner in eine kleinere, günstigere und vor allem altersgerechte Wohnung ziehen. Die traurige Erkenntnis für viele: Entweder es ist auf dem leergefegten Wohnungsmarkt keine passende Wohnung zu finden oder die Wohnung ist zwar kleiner, kostet allerdings das Gleiche oder ist gar teurer als die aktuelle. Da werden die Umzugspläne schnell begraben, und die großen Wohnungen, in denen ältere Mieter:innen wohnen bleiben, stehen denen, die sie brauchen, nicht zur Verfügung. Ältere Leute, die gerne in eine kleinere oder barrierefreie Wohnung umziehen würden, finden nichts Bezahlbares, während junge Familien in ihren zu kleinen Wohnungen bleiben müssen.

Eine bunte und intergenerationale Stadt statt einer nur für Besserverdienende

„Deutsche Wohnen und Co Enteignen“ setzt sich dafür ein, dass Berlin eine Stadt für alle bleibt. Wir arbeiten für ein buntes und mehrgenerationales Berlin; dafür, dass sich die ehemalige Krankenpfleger:in weiterhin ihre Wohnung in Berlin leisten kann und ihre sich in Ausbildung befindende Kolleg:in auch. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Menschen ihren Lebensabend in Ruhe und ohne Geldsorgen verbringen können und dass niemand aufgrund eines geringen Einkommens oder einer geringen Rente die vertraute Wohnung verlassen muss. Wer eine kleinere altersgerechte Wohnung sucht, muss sie auch finden können. Die meisten Menschen wünschen sich Ruhe, Sicherheit, Zeit für Freunde, Familie und ihre persönlichen Interessen. Besonders im letzten Lebensdrittel sind diese Wünsche von Bedeutung. Leider gerät ihre Erfüllung aber für viele Menschen nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben immer mehr in Gefahr.